Ein Haus mit jahrhundertelanger Geschichte
Auszug aus der Chronik des Hauses am Mühlgraben
1633 wurde Johann Georg Rieder im Mühlgraben geboren. Er ließ sich als Schiffsmeister in Rosenheim nieder, wo er 1660 die Bürgerrechte erwarb und es als Gastwirt und Getreidehändler zu großem Ansehen brachte. Er wurde Kämmerer und schließlich für 41 Jahre Bürgermeister des Marktes Rosenheim.
Um 1620 erwarb Carl von Schurff, der fortschrittlich denkende und wirtschaftlich weit blickende Schlossherr von Mariastein, das „Mühlwerk im Graben bei Erl“ und vergrößerte es, indem er eine Bäckerei, drei Eisenhämmer, eine Bierbrauerei, eine Säge und ein Wasserregal dazu erwarb und die nötige Unterkunft für die Handwerker beschaffte. Die Bierbrauerei bestand bis ins 20. Jahrhundert.
1728 Christian Graf, Bierbrauer am Mühlgraben
1779 Sebastian Gradl, Bierbrauer im Mühlgraben mit Mühle, Säge, Fleischhauerei und Bäckerei
1809 Mitte Mai griffen Sachsen und Bayern (Hilfstruppen Napoleons) den sogenannten „Thurm“ samt Schanze zu Windshausen an, der von einigen Hundert Tiroler Schützen verteidigt wurde. Die Erler mussten mit ihrem Pfarrer in die Berge fliehen, wo sie die Flammen über das ganze Dorf kommen sahen. Bräuhaus und Wirtschaftshof im Mühlgraben wurden in Brand geschossen, weil ihr Besitzer Sebastian Gradl den Bayern als Tiroler Schützenhauptmann bekannt war. Bei diesem Brand wurde auch der gesamte Kostüm- und Ausstattungsbestand der Passionsspiele vernichtet, der beim Bräu im Mühlgraben gelagert war.
1853 Dominicus Weinzierl braute im Mühlgraben 2251 Eimer Bier
1934 Der „Tiroler Grenzbote“ berichtet, dass Dominicus Weinzierl am 6.2.1934 verstorben sei, damit war der Name Weinzierl in Erl ausgestorben. Die Weinzierls waren in den vergangenen Jahrhunderten das reichste und einflussreichste Geschlecht in Erl gewesen. Damals gab es in Erl zahlreiche Nagelschmiede, die sehr viel verdienten und das Bräuhaus bevölkerten. Familie Weinzierl unterhielt geschäftlich einen ganzen Ortsteil, eben den Mühlgraben: mit Brauerei, Bäckerei, Metzgerei und Kramladen, dazu noch Mühle und Säge.
Der Lauf der Zeit
Mit den Großeltern hat alles begonnen
Hans Scherlin Senior, der Großvater von Gaby Struth, hat den Gasthof Blaue Quelle im Jahr 1943 erworben. Der gebürtige Südtiroler war Mitarbeiter beim Land Tirol, als er davon hörte, dass die Blaue Quelle zum Verkauf stand. Nach dem Kauf ist er mit seiner Frau Elisabeth und den sieben Kindern nach Erl übersiedelt. Dort haben sie in einem Nebenhaus gewohnt und damit begonnen, den Gasthof zu renovieren. Wenn Gäste kamen, hat Gabys Großmutter gekocht. Nicht nach einer fixen Speisekarte sondern danach, welche Lebensmittel im Augenblick gerade vorhanden waren. Das hat sie allerdings auf so besondere Weise gemacht, dass es sich herumsprach und die Gäste immer mehr wurden.
In den 1970er Jahren wurde der Betrieb dann an Sohn Hans Scherlin jun. übergeben. Der Metzgermeister und spätere Bürgermeister von Erl führte fortan den Gasthof gemeinsam mit seiner Frau Margarethe, besser bekannt als Greti. Die Eltern haben nicht nur die traditionelle Küche der Großeltern übernommen sondern auch angefangen, für die Gäste zu grillen. Einen Grillteller in einem Restaurant zu bekommen, war in den 70er Jahren eine Rarität und diese erfreute sich großer Beliebtheit. Hans und Greti waren es außerdem, die Gästezimmer inklusive Dusche und WC bauten, da sie das Urlaubspotenzial der wunderschönen Region bereits erkannten.
Seit dem Ende der 1990er Jahre sind nun Gaby Struth (geborene Scherlin) und ihr Mann Alexander Struth die Hotel- und Restaurantbesitzer. Beide haben die Villa Blanka, die Höhere Lehranstalt für Tourismus, in Innsbruck besucht, in der sie sich auch kennenlernten und haben so das nötige Fachwissen für so ein Unternehmen bereits in ihrer Ausbildung erhalten. Für Gaby war stets klar, dass sie den elterlichen Betrieb einmal übernehmen würde. Im Jahr 2012 haben sie alle Gästezimmer renoviert und modernisiert. Und so hat sich über viele Jahrzehnte ein wunderschöner Gastbetrieb entwickelt, in dem auf Hauben-Niveau gekocht wird und dessen guter Ruf mittlerweile bis über die Grenze bekannt ist.